11 Oktober 2012

Skolegutt




Letztes Schuljahr wurde Emil eingeschult. Hier in Norwegen kommen immer alle Kinder eines ganzen Jahrgangs in dieselbe Klassenstufe. Und letztes Jahr war der Jahrgang 2005 dran. Emil ist der älteste der Klasse und wurde erst mit 6 eingeschult während ein Grossteil seiner Klassenkameraden zu dem Zeitpunkt noch 5 war. Mittlerweile ist Emil 7 und besucht das zweite Schuljahr der örtlichen Grundschule, die 7 Jahre umfasst. Erst im 8. Schuljahr gehen alle (!) auf die weitergehende Schule, eine Selektion findet nicht statt. Es gibt auch keine Sonderschulen, hier werden Schüler mit besonderen Bedürfnissen natürlich integriert und mind. 2 Fachkräfte (ein Lehrer und ein Lehrerassistent)unterrichten gemeinsam die Klasse (Stichwort: Teamteaching).
Mit 7 wird hier keiner eingeschult, in dem Alter ist man entweder in der zweiten oder sogar schon in der dritten Klasse. Die relativ späte Einschulung mit 7 in Deutschland befürworte ich nicht, ich selbst habe schon 5-jährige in meinen Klassen an der Montessori Schule unterrichtet und das ging wunderbar. Kinder sind ja sehr wissbegierig und mit 5 gibt es eine Phase, wo Kinder Buchstaben und Zahlen lieben...warum sollte man das spielerische Lernen nicht so früh wie möglich fördern? Hausaufgaben gibt es an norwegischen Schulen, auch wöchtentliche Tests in den Hauptfächern Mathematik, Norwegisch und Englisch, aber es gibt bis zum 8. Schuljahr keine Noten. Das entspannt sehr! Es gibt kein Konkurrenzdenken, alles ist sehr entspannt, hauptsache die Kids fühlen sich wohl in der Schule und den Lehrern geht es auch gut dabei. Die wenigen Hausaufgaben halten sich auch im Rahmen, wir bekommen jede Woche über ein Internetportal eine pdf-Datei mit den Themen und den Hausaufgaben der ganzen Woche. Ãœberhaupt läuft an norwegischen Schulen vieles übers Internet. Die Schüler haben einen eigenen Account bei www.salaby.no und sollen täglich dort üben...auch gibt es keine normalen Schultafeln sondern Smartboards an der Wand, diese Smartboards sehen aus wie ein riesengrosses iPad.
Schulbücher, Stifte und Hefte, Materialien für Kunst bekommen die Schüler vom Staat und wir mussten zu Anfang nur einen Schulrucksack, ein Mäppchen, eine Trinkflasche und eine Box fürs Pausenbrot kaufen. In der Pause bekommen die Kinder vom Staat subventioniertes Obst und Schulmilch. Die Schultage sind nicht lang und vor und nach der Schule sowie in den Schulferien gibt es eine Schülerbetreuung. Diese öffnet morgens um 7 Uhr und geht bis 17 Uhr. Emil geht gerne in die Schule und auf die Schülerbetreuung freut er sich auch jeden Tag. Dort kann er draussen und drinnen mit seinen Freunden und Klassenkameraden spielen da fast alle Kinder dort angemeldet sind. ALLE bekommen dort einen Platz, es gibt keine Wartelisten. Wenn es mehr Kinder sind, stellt man halt mehr Betreuungspersonal ein. So einfach ist das in Norwegen. Geld spielt im Bildungsbereich wohl keine Rolle. Von solchen Zuständen kann man in Deutschland nur träumen, da sind die Klassenstärken zu gross, die Lehrer überfordert, die Schulen oftmals mit zu alten Materialien und Möbeln ausgestattet, die Horte haben Wartelisten und überhaupt ist alles sehr anstrengend und stressig in Deutschland, ich habe es als Referendarin an einer Grund- und Hauptschule selbst erleben dürfen. Deutschland vergisst leider, dass man in die Bildung seiner Bürger Geld stecken muss, viel Geld...denn eine gute Bildung stärkt die Zukunft eines Landes...ist oftmals die einzige Ressource, die man zur Verfügung hat.

Das Foto auf dem LO habe ich mal vor dem Besuch der Schule am aufgeräumten Frühstückstisch gemacht. Das LO habe ich nach einem Sketch von Pebbles mit den Papieren der Serie "Dewey Decimal" von Lawn Fawn gescrappt. Die Papiere eignen sich wirklich sehr gut für Schulfotos.